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Supralibros des Deutschen Geometer-Vereins

 Siegelmarke/Supralibros des Deutschen Geometer-VereinsEine Besonderheit im frühen Bestand der ehemaligen DVW-Bibliothek stellen Bucheinbände mit auf dem Vorderdeckel als Supralibros augeklebter Siegelmarke des Deutschen Geometer-Vereins dar. Eines dieser so verzierten Bücher zeugt unmittelbar von den Anfängen der Bibliothek. Es handelt sich um das fünfte Heft der Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Carlsruhe von 1871. Auf dem Vorsatz des Buchs ist zu lesen: Bibliothek des Deutschen Geometervereins / Tausch gegen 1 Exempl. der Zeitschr. für Vermessungsw. 1872. Und mit Bleistift darunter die Alt-Signatur: M. No: 5.

Blättert man weiter in diesem Buch, erfährt man auf Seite XIV, dass Professor Wilhelm Jordan Mitglied des Karlsruher Naturwissenschaftlichen Vereins war. Daher und weil er 1873 gerade die Herausgabe der Zeitschrift für Vermessungswesen von Carl Spielberger übernommen hatte, ist Jordan als Initiator dieses Schriftentauschs anzunehmen. Das genannte Tauschobjekt war im Übrigen der erste Jahrgang der ZfV, die ab 1872 erschien. Der Karlsruher Verein bezog das Organ des Deutschen Geometer-Vereins vom 1. Jahrgang an, wie in Heft 7 seiner Verhandlungen von 1876 nachzulesen ist.

Abgabe an Unibibliothek Leipzig

An der Universitätsbibliothek Leipzig gibt es im Bereich Bestandsentwicklung und Metadaten eine AG Monographien/Geschenkerwerbung: www.ub.uni-leipzig.de/ueber-uns/ansprechpartner/schenkungen/, siehe auch: blog.ub.uni-leipzig.de/geschenke-geschenke-und-kein-ende/. Aufgrund von Platzproblemen werden allerding nur Schenkungen von historischen Beständen vor dem Erscheinungsjahr 1850, bibliophile Ausgaben oder Ausgaben besonderer Provenienz angenommen. 40 Titel, die diesem Schema entsprechen, wurden heute an an die Bibliothek abgegeben, darunter neun mathematische Werke vor und um 1850 mit den niedrigen Inventarnummern 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11 und dem Besitzstempel „EIGENTUM DES DEUTSCHEN GEOMETER-VEREINS“, z.T. auch mit der Siegelmarke des Vereins (s. hierzu den Beitrag Supralibros des Deutschen Geometer-Vereins).

Aus der Bücherei von Otto Böttcher

Besitzstempel Bücherei von Otto Böttcher, Frankenberg/EderZuwachs erfuhr die ehemalige DVW-Bibliothek nicht zuletzt auch durch Bücherspenden Einzelner. Eine ganze Anzahl von Büchern trägt den Besitzstempel der (Privat-)Bücherei von Otto Böttcher, Frankenberg/Eder.

Otto Böttcher ist beim D.V.W. kein Unbekannter, obschon dessen Lebensdaten bislang nicht publik sind. Laut Nachweisung der akademisch vorgebildeten Vermessungsbeamten der Preußischen Landwirtschaftlichen Verwaltung (1925) wurde Böttcher am 9. Januar 1875 geboren. Mit diesem Geburtsdatum korrespondiert die Geburtsurkunde 40/1875 des Standesamts Erfurt, die Otto Alfred Böttcher als Sohn des Geometers Johann Karl Oswald Böttcher (1835–1900) und der Valeska Böttcher, geb. Ette ausweist.

Am 16. Mai 1896 erhielt er die Landmesserbestallung, trat daraufhin am 25. Mai 1896 in die landwirtschaftlichen Verwaltung ein und avancierte nach entsprechendener Prüfung am 1. Dezember 1900 zum Regierungslandmesser. 1926 erscheint er als Vermessungsrat im Kulturamt Frankenberg.

In der D.V.W.-Mitgliederversammlung am 5. August 1929 wurde Otto Böttcher zum 1. Januar 1930 als D.V.W.-Geschäftsleiter* gewählt. Zuvor war er seit 1921 schon mehrere Jahre für die Fachgruppe der Preußischen Landwirtschaftlichen Verwaltung einer der Vertreter des Landesvereins Preußen im Geschäftsführenden Ausschuss des D.V.W. Die nunmehrige hauptamtliche Tätigkeit als Geschäftsleiter führte Böttcher aus, bis er infolge eines Schlaganfalls am 1. April 1939 aus dem Amt ausschied.

* Siehe zur Funktion des Geschäftsleiters: Die Satzung des Deutschen Vereins für Vermessungswesen (D.V.V.) von 1919.

Normdaten der ehemaligen DVW-Bibliothek

Die Gemeinsame Normdatei (GND) ist eine Normdatei nicht nur für Personen sondern auch für Körperschaften, Geografika, Sachschlagwörter usw. Sie wird von der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), den deutschsprachigen Bibliotheksverbünden, der Zeitschriftendatenbank (ZDB) und zahlreichen weiteren Institutionen kooperativ geführt.

Sogar die ehemalige DVW-Bibliothek hat auch einen GND-Eintrag: d-nb.info/gnd/2030888-7! Der ist allerdings ein wenig veraltet und verweist noch auf den früheren Bibliotheksstandort Berlin (West).

Verknüpft mit dem Datensatz ist der in der DNB Frankfurt am Main vorhandene Katalog der Bibliothek des Deutschen Vereins für Vermessungswesen von 1971: d-nb.info/740815555, der im Übrigen auch in der Bibliothek des Förderkreises vermessungstechnisches Museum e.V. vorhanden ist (Signatur 01.0-040).

Im ISIL-Verzeichnis ist die Bibliothek mit dem Bibliothekssigel DE-B729 auch (noch) eingetragen. Unter dieser Kennung kann bislang auch noch die im ZDB-Katalog nachgewiesenen Zeitschriftentitel zdb-katalog.de/list.xhtml?key=cql&t=isl=DE-B729, wobei hier nicht getrennt wird zwischen Zeitschriften, die das BKG selbst bezogen hat und jenen, die vom DVW übernommen wurden.

Abriss zur Geschichte der DVW-Bibliothek

Im 1988 veröffentlichten Bibliotheksführer Berliner Bibliotheken – Ingenieurwissenschaften, Technik heißt es zur damals an der TU Berlin ansässigen DVW-Bibliothek:

Die Bibliothek wurde 1873 als Bücherei des Deutschen Geometervereins (D.G.V.) eingerichtet. Bis 1916 in München, später an der Technischen Hochschule in Danzig betreut, ging sie 1921 an das Geodätische Institut der landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und 1927 an das Institut für Vermessungskunde der Technischen Hochschule Berlin; sie blieb jedoch Eigentum des Deutschen Vereins für Vermessungswesen.
Die Bibliothek, die über einen wertvollen, umfangreichen Altbestand verfügt (insbesondere
an Zeitschriften), erlitt durch Verlagerung im Zweiten Weltkrieg kaum Verluste, sie wurden durch den Erwerb verschiedener nachgelassener Fachbibliotheken ergänzt.
Der sehr gute, umfassende Spezialbestand an neuerer und neuester Literatur wird laufend ausgebaut u. a. durch nationalen und internationalen Zeitschriftenaustausch und durch Spenden der Berufskollegen.

Inventarisierung der Bestandsübernahmen mit Zotero

Um den übernommenen Teilbestand der ehemaligen DVW-Bibliothek derart bewerten zu können, dass besonders seltene oder gar einmalige Druckschriften als solche erkannt werden können, kommt man nicht umhin, jeden Einzeltitel in den einschlägigen Verbundkatalogen der wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland (und darüber hinaus) nachzuschlagen. Erste Anlaufstelle ist hier der K10plus-Verbundkatalog: opac.k10plus.de mit Besitznachweisen aus zehn deutschen Bundesländern, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und einer Vielzahl weiterer Einrichtungen. Von hier aus lassen sich die bibliographischen Angaben ohne großen Aufwand mit einem Browser-Plugin in das Literaturverwaltungsprogramm Zotero übernehmen. Die bei dieser Autopsie sukzessive entstehende Inventarliste www.zotero.org/groups/5553415/dvw-bibliothek/item-list dient nun als Nachweis der übernommenen Bestände und zugleich als Grundlage für die Weiterverteilung von Dubletten oder Büchern aus Randgebieten.

Auflösung der ehemaligen DVW-Bibliothek

Nach mehr als 150-jährigen Bestehen wird derzeit in Leipzig die ehemalige Bibliothek des DVW e.V., Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement – früher Deutscher Verein für Vermessungswesen (D.V.W.) bzw. Deutscher Geometer-Verein (D.G.V.) – aufgelöst, nachdem sämtliche Versuche und Bemühungen gescheitert waren, einen neuen Träger für die Bibliothek zu finden, der sie als ganzes übernimmt.

Im Zuge der Deakzession konnte der Förderkreis vermessungstechnisch es Museum e. V. mit Sitz in Dortmund fachhistorisch wertvolle Buchbestände übernehmen, die nun nach einer sukzessiven Sichtung und Bestandsbereinigung schrittweise in die vom Verein ehrenamtlich betreute und gepflegte wissenschaftliche Fachbibliothek beim Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte überführt werden. Siehe zu dieser Bibliothek auch den (historischen) Eintrag im Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland.