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Prof. Hermann Degner verschenkt ein Bibliotheksbuch aus der Preußischen Landesaufnahme (2)

Hermann DegnerIm Beitrag Prof. Degner verschenkt ein Bibliotheksbuch aus der Preuß. Landesaufnahme (1) enden die biografischen Notizen zu Hermann Degner mit dessen Promotion 1911. Zum weiteren, insbesondere militärischen Lebensweg gibt Feuerwerker-Oberleutnant a.D. Erich Schoen in seiner 1936 erschienenen Dokumentation zur Geschichte des Deutschen Feuerwerkswesens der Armee und Marine mit Einschluß des Zeugwesens Auskunft:

1886-1888 besuchte er die Oberfeuerwerkerschule in Berlin und wurde im März 1891 als Oberfeuerwerker zur Landesaufnahme kommandiert. Nach Ableistung der 3 vorgeschriebenen Übungen beim Fußartillerieregiment 5 und 1 wurde er 1896 zum Leutnant der Landwehr, 1908 zum Oberleutnant und 1913 zum Hauptmann befördert. Den Weltkrieg machte er in verschiedenen leitenden Stellungen, hauptsächlich als Führer der Vermessungsabteilung 9, mit.

Die Rangliste jener Vermessungsabteilung im Bayerischen Staatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914–1918, Band 20497 gibt dann weitere Details preis (Abb.). Zuletzt Trigonometer bei der Kgl. Landesaufnahme mit Wahrnehmung der Geschäfte eines Vermessungsdirigenten wurde Degner demnach nach der Mobilmachung Feldtrigonometer und als solcher ab 28. Dezember 1914 Führer der Festungs-Vermessungs-Abteilung 9, mit der er sich als Teil der 1. Königlich Bayerischen Division bis 3. August 1915 in den besetzten Gebieten von Belgien befand und dann vom 4. August bis 13. Oktober 1905 zunächst an Stellungskämpfen bei Saint-Quentin sowie ab 14. Oktober 1915 bis Ende März 1915 in Flandern und Artois beteiligt war. Am 1. April 1916 wurde Degner dann zur Vermessungs-Abteilung 19 beim Oberkommando der 3. Armee versetzt, die unter Leitung von Prof. Max Eckert-Greifendorff stand.

Unerwarteterweise wird aus der Rangliste schließlich auch noch der Hintergrund dafür deutlich, warum Hermann Degner nach dem Kriege seine Publikation Egbert Harbert überließ. Denn in der bayerischen Festungs-Vermessungs-Abteilung 9 kreuzten sich die Wege der beiden Feldtrigonometer. Während aus dem Beitrag Karl Gerkes zum Egbert-Harbert-Gedenkkolloquium bislang nur vage bekannt war, dass der spätere DVW-Vorsitzende während des 1. Weltkrieges (1915 – 1918)  … als Feldartillerist, als Feldtrigonometer, als Führer einer Raumbildgruppe – Stereophotogrammeter – und auch als höherer Vermessungsbeamter bei Kriegsvermessungsabteilungen im Einsatz war, besagt sein Ranglisteneintrag (Abb.) dass er als Landsturm-Angehöriger seit 11. Januar 1915 Feldtrigonometer bei der Festungs-Vermessungs-Abteilung 9 war und vom 24. November 1915 die Kartenstelle der 111. Infanterie-Division in dem Städtchen Croisilles südöstlich von Arras führte. Am 1. Februar 1916 wurde er dann bei der Festungs-Vermessungs-Abteilung 9 als Beamter entlassen.

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Fr. W. Barfuß: Handbuch der höheren und niederen Meßkunde

Unter den älteren Büchern, die bei Gründung der DVW-Bibliothek fast schon als veraltet gelten mussten, findet sich das 1854 in dritter Auflage in Weimar erschienene Handbuch der höheren und niederen Meßkunde oder gründliche Unterweisung in der gewöhnlichen Feldmeßkunst, sowie zu größeren geodätischen Aufnahmen, zu geographischen Triangulirungen, barometrischen Höhenmessungen, zu Nivellements und zum Gebrauch der Instrumente / Nach dem neuesten Standpuncte der Wissenschaft bearbeitet von Dr. Fr. W. Barfuß.

In der Bibliothek des Förderkreises vermessungstechnisches Museum e. V. ist es bereits vorhanden, und es liegt auch als Scan aus Chicago bei Google Books sowie in den Digitalen Sammlungen der bayerischen Staatsbibliothek vor. Am Verlagsort Weimar fehlt die Ausgabe bislang, so dass sie nun 170 Jahre nach Erscheinen dorthin in die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zurückkehrt.

Der Autor Friedrich Wilhelm Barfuß ist trotz seiner Mitwirkung bei der Berechnung und Konstruktion von Linsensystemen für Carl Zeiss heute so gut wie vergessen. Es gibt keinen Wikipedia-Eintrag und auch in der GND ist er nur rudimentär mit seinem Geburtsjahr und -ort verzeichnet. Dabei mangelt es nicht an biografischen Informationen, allerdings versteckt in der älteren Literatur. In der Geschichte und Beschreibung der Fabrik- und Handelsstadt Apolda und deren nächster Umgebung liefert Julius Constantin Kronfeld folgenden Lebenslauf:

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Vermessung der Freien und Hansestadt Hamburg

Die vierbändige Vermessung der Freien und Hansestadt Hamburg des DVW-Ehrenmitglieds Heinrich August Ludwig Stück von 1885 bis 1888 ist mit wenigen Exemplaren vor allem vor Ort in Hamburger Bibliotheken erhalten und zudem bei der TIB Hannover digital verfügbar.

Die Bände in der ehemaligen DVW-Bibliothek zeichnen sich durch ihre besondere Provenienz aus. Die Besitzvermerke S. H. Gurlitt verweisen auf den Obervermessungsrat und Leiter des Hamburger staatlichen Vermessungswesens Siegfried Hermann Gurlitt, geb. 1. März 1871 in Hamburg, vgl. die Angaben beim Staatsarchiv Hamburg. Ausführlich erwähnt wird Gurlitt im Sonderheft des Hamburger Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung (LGV) von 2010 zur Geschichte der Hamburger Triangulation. Auf S. 36 dieser Publikation findet sich Gurlitt auch unter den Beschäftigten des Hamburger Vermessungsbureaus im Jahr 1900 als Nr. 16 (2. Reihe, 4. v.r.) abgebildet.

Dass die Bücher aus seinem Besitz in die DVW-Bibliothek gelangten, dürfte damit zusammenhängen, dass Gurlitt bis 1932 Vorsitzender des Landesvereins Hamburg des DVW und als solcher zugleich Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses des DVW war (ZfV 1932, S. 143 u. 543). Nunmehr gehen die Bücher in den Bestand der Bibliothek des Förderkreises vermessungstechnisches Museum e.V. in Dortmund über. In der DVW-Bibliothek vorhandene Dubletten der Bände 1 bis 3 wurden der Bibliothek des Vereins für Hamburgische Geschichte übergeben.

Prof. Hermann Degner verschenkt ein Bibliotheksbuch aus der Preuß. Landesaufnahme (1)

Ein unscheinbares und (mit offenbar nur noch einem weiteren Exemplar in Hamburg) zudem rares Bändchen von 1918 mit dem Titel Vollständige Tafeln zur gegenseitigen Verwandlung der Sechszehntel (0-5760) in Grade (0°-360°), Teilstriche (0-6400) in Grade (0°-360°), Sechszehntel (0-5760) in Teilstriche (0-6400)  – für den Dienstgebrauch herausgegeben von der Königl. Preußischen Landesaufnahme hat eine gleich doppelt interessante Provenienz.

Zum einen ist das der seltene Büchereistempel der preußischen Landesaufnahme, zum anderen der Umstand, dass es laut Besitzvermerk des ehemaligen DVW-Vorsitzenden Egbert Harbert (1882 –1968) ein Geschenk von Prof. Degner war. Jener Prof. Dr. Hermann Johann Wilhelm Degner (GND) war genau zu jener Zeit, als das Heft erschien, Leiter der Wissenschaftlichen Rechenstelle der Preußischen Landesaufnahme. Degner hat sozusagen sein eigenes Werk aus der Bibliothek seines Dienstherrn entliehen und verschenkt.

Da Hermann Degner einen überaus interessanten Lebensweg aufzuweisen hat, aber weder ein Wikipedia-Eintrag noch sonstige besondere biografische Erwähnungen davon zeugen, soll er hier mit seinem Lebenslauf aus der Dissertation von 1911 selbst zu Wort kommen:

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Max Friedersdorff: Prüfung der Grundsteuer-Gemarkungskarten

Das im vorigen Blogbeitrag zur Bibliothek von Otto Böttcher abgebildete Büchlein des Königl. Oberlandmessers Max Friedersdorff über Die Prüfung und Verwertung der Grundsteuer-Gemarkungskarten im Umlegungsverfahren stellt eine besondere Rarität dar. In 1. Auflage von 1901 lässt es sich außer in der ehemaligen DVW-Bibliothek weltweit nirgends sonst nachweisen. Die zweite, im Umfang etwa verdoppelte Auflage von 1903 gibt es immerhin noch ein einziges weiteres Mal in der Staatsbibliothek zu Berlin: https://opac.k10plus.de/DB=2.299/PPNSET?PPN=404652409. Eines der beiden Exemplare der ehemaligen DVW-Bibliothek trägt zudem eine Widmung des Autors.

Obwohl Max Friedersdorff noch weitere Publikationen verfasst hat, ist er so gut wie unbekannt. Als Geburtsdatum lässt sich aber anhand der Nachweisung der Vermessungsbeamten der Preussischen Landwirtschaftlichen Verwaltung von 1905 der 27. Januar 1858 ermitteln. Mit diesen Angaben findet sich schließlich ein Eintrag im Heiratsregister des Standesamts Breslau II (Urk. 138/1888), aus dem hervorgeht, dass Max Alfred Rudolf Janus Friedersdorff am 27. Januar 1858 in Schneidemühl (heute Piła) als Sohn eines Maurermeisters geboren wurde.

Sein Landmesserpatent erhielt Friedersdorff laut Nachweisung der Vermessungsbeamten am 24. Juli 1880. Am 31. August 1881 ist er dann als Landmesser in den Staatsdienst bei der Generalkommission für Schlesien eingetreten. 1891 ist er von Breslau nach Kreuzburg O.S. (heute Kluczbork) versetzt worden (ABl. Liegnitz), 1894 dann wieder zurück nach Breslau (ABl. Oppeln). Zum 1. April 1899 erfolgte die Versetzung vom geodätisch- technischen Bureau der Generalkommission in Breslau zur Spezialkommission Leobschütz (heute Głubczyce), um dort die Oberlandmessergeschäfte wahrzunehmen (ZfV 1899, S. 286). 1908 wurde er dann nach Halle/Saale versetzt (ABl. Oppeln).

Aus der Bücherei von Otto Böttcher

Besitzstempel Bücherei von Otto Böttcher, Frankenberg/EderZuwachs erfuhr die ehemalige DVW-Bibliothek nicht zuletzt auch durch Bücherspenden Einzelner. Eine ganze Anzahl von Büchern trägt den Besitzstempel der (Privat-)Bücherei von Otto Böttcher, Frankenberg/Eder.

Otto Böttcher ist beim D.V.W. kein Unbekannter, obschon dessen Lebensdaten bislang nicht publik sind. Laut Nachweisung der akademisch vorgebildeten Vermessungsbeamten der Preußischen Landwirtschaftlichen Verwaltung (1925) wurde Böttcher am 9. Januar 1875 geboren. Mit diesem Geburtsdatum korrespondiert die Geburtsurkunde 40/1875 des Standesamts Erfurt, die Otto Alfred Böttcher als Sohn des Geometers Johann Karl Oswald Böttcher (1835–1900) und der Valeska Böttcher, geb. Ette ausweist.

Am 16. Mai 1896 erhielt er die Landmesserbestallung, trat daraufhin am 25. Mai 1896 in die landwirtschaftlichen Verwaltung ein und avancierte nach entsprechendener Prüfung am 1. Dezember 1900 zum Regierungslandmesser. 1926 erscheint er als Vermessungsrat im Kulturamt Frankenberg.

In der D.V.W.-Mitgliederversammlung am 5. August 1929 wurde Otto Böttcher zum 1. Januar 1930 als D.V.W.-Geschäftsleiter* gewählt. Zuvor war er seit 1921 schon mehrere Jahre für die Fachgruppe der Preußischen Landwirtschaftlichen Verwaltung einer der Vertreter des Landesvereins Preußen im Geschäftsführenden Ausschuss des D.V.W. Die nunmehrige hauptamtliche Tätigkeit als Geschäftsleiter führte Böttcher aus, bis er infolge eines Schlaganfalls am 1. April 1939 aus dem Amt ausschied.

* Siehe zur Funktion des Geschäftsleiters: Die Satzung des Deutschen Vereins für Vermessungswesen (D.V.V.) von 1919.