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Ex libris Alfred Mellin, Oberleutnant a.D., Landmesser und Kulturingenieur, Entomologe

Exlibris Alfred Mellin Zwei kulturtechnische Bücher aus dem bislang gesichteten Bestand der ehemaligen DVW-Bibliothek zeichnen sich durch ein auffallendes Bucheignerzeichen aus (Abb.). Das Bibliotheksexemplar von Louis Vincents „Die Drainage, deren Theorie und Praxis“ in der zweiten Auflage von 1857 sowie „Der Wiesenbau in seinen landwirtschaftlichen und technischen Grundzügen“ von Friedrich Wilhelm Dünkelberg, 4. Auflage 1907, weisen mit dem im Innendeckel angebrachten künstlerischen Exlibris den Hirschberger Landmesser und Kulturingenieur Alfred Mellin als Vorbesitzer aus.

Dass sich jener Alfred Mellin neben seinem Beruf noch als eifriger Insektenfreund betätigte und 1905 dem Verein für schlesische Insektenkunde beitrat (Zeitschrift für Entomologie 1906, S. 57), ist es zu verdanken, dass wir über das Leben des Bücherfreunds informiert sind. Zunächst erscheint er dort in den Mitgliederverzeichnissen: als „Mellin, Oberleutnant a. D., vereid. Landmesser und Kultur- Ingenieur in Hirschberg i . Schles . , Bergstr. 3. Lep . Orth.“ Die Abkürzungen stehen dabei für seine entomologischen Spezialgebiete der Lepidopterologie (Schmetterlingskunde) sowie Orthopterologie (Heuschreckenkunde). Wesentliche Quelle für die Kenntnis seiner weiteren Biografie ist dann folgender Nachruf im Jahresheft des Vereins für Schlesische Insektenkunde zu Breslau von 1920, S. 23 f.:

   Am 25. April 1920 verschied zu Hirschberg i/Schl. der Oberleutnant a. D. Alfred Mellin. Ein Nervenleiden, das er sich durch einen Absturz von einer Leiter zugezogen, war die Veranlassung seines frühzeitigen Todes.
   Geboren am 1. Juni 1859 zu Posen, verließ er in Berlin, nach welchem Orte sein Vater als Regierungs- und Baurat und Mitglied der Kgl. Direktion der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn berufen war, das Kgl. Wilhelms-Gymnasium 1879 mit der Reife für Prima. Er wandte sich der Offiziers-Laufbahn zu, wurde 1881 Sekondeleutnant und 1890 Premierleutnant. Infolge eines Gehörleidens nahm er 1891 seinen Abschied und erwählte als neuen Beruf die Landmesserlaufbahn. Oktober 1892 ließ er sich an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin immatrikulieren und besuchte die geodätischen und kulturtechnischen Vorlesungen. Im Herbste 1896 machte er die umfassende Prüfung in Kulturtechnik. Das Landmesserexamen bestand er im April 1899 und war von diesem Zeitpunkt ab in Hirschberg tätig, wo er ein eigenes Grundstück erworben hatte. Nach angestrengter Berufstätigkeit fand er im stillen und glücklichen Heim, das ihm seine überaus fürsorgliche Gattin bereitete, Erholung, wobei er sich dem Studium der Natur, namentlich der Entomologie, widmete. Ein Nervenleiden veranlaßte ihn, seine Berufstätigkeit ganz einzustellen und sich von der Allgemeinheit zurückzuziehen. Inmitten seiner umfangreichen Bücherei fand er Zerstreuung, bis er am 25. April 1920 im Alter von 60 Jahren sanft verschied. Am 15. Februar 1905 war er Mitbegründer der Entomologischen Vereinigung für das Riesengebirge, an deren Aufblühen und Förderung er als Kassenführer regen Anteil nahm. In den Versammlungen, die er ständig besuchte, erwarb er sich, infolge seines hochedlen Charakters, die Liebe aller Vereinsgenossen. Wer ihn gekannt, weiß, was er in ihm verloren hat. In dem Jahre 1905 trat er in den Verein für schlesische Insektenkunde ein, dem er als Mitglied bis zu seinem Tode angehörte.
   Die Lücke, die der Tod mit dem Hinscheiden dieses edlen Mannes in den Kreis der Entomologen des Riesengebirges gerissen hat, ist sehr schmerzlich, und ich werde als treuer Freund der Stunden oft und gern gedenken, die mir vergönnt waren, mit ihm vereint in den heimatlichen Bergen verleben zu dürfen.
H. Marschner

Was die im Nachruf anklingenden Familienverhältnisse betrifft, so handelte es sich bei dem als Direktoriumsmitglied der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn genannten Vater um den Regierungs- und Baurat Rudolph Albert Franz Mellin (1825–1895). Dessen Vater wiederum, also der Großvater unseres Alfred Mellin, war der Generalbaudirektor Friedrich Albert Immanuel Mellin, der seine steile Karriere als preußischer Baubeamter einst als Feldmesser begonnen hatte. Alfred Mellins Berufswahl nach dem Abschied aus dem Militär kam also nicht von ungefähr.

Bezüglich des Zeitpunkts der Landmesseprüfung, die Mellin dazu befähigte, als selbständiger vereideter Landmesser tätig zu werden, dürfte sich sein Vereinsfreund Hugo Marschner allerdings um ein Jahr vertan haben. Denn die Zeitschrift für Vermessungswesen, in der regelmäßige die erfolgreich bestandenen Prüfungen bekannt gemacht wurden, weist Mellin, Alfred, Posen erst zur Landmesseprüfung im Frühjahr 1900 aus (ZfV 1900, S. 339). Erst danach dürfte er sich in Hirschberg niedergelassen haben. Das Hirschberger Adressbuch von 1902 kennt ihn unter der Adresse Franzstraße 5 zunächst nur als Oberleutnant a.D. In der Ausgabe 1904 (und den Folgejahren) ist er dann wie folgt verzeichnet: Mellin, Alfred, Oberleutnant a. D., vereideter Landmesser und Kultur-Ingenieur, Bergstraße 3. Als Landmesser erscheint Mellin dann auch im Mitgliederverzeichnis des Deutschen Geometervereins von 1911. Darüber hinaus hat sich Mellin der St.-Johannis-Loge „Zur heissen Quelle“ i. Or. Hirschberg angeschlossen und fungierte hier laut Verzeichnis der Mitglieder des Vereins deutscher Freimaurer Ende 1909 als Schatzmeister. Schließlich muss sich Alfred Mellin auch noch im Riesengebirgsverein engagiert haben, wo er 1913 im Zusammenhang mit dem Neubau des Museums des Riesengebirgsvereins an der Seite des Vereinsvorsitzenden Dr. Hugo Seydel genannt wird (Minerva-Jahrbuch 23, S. 611).

Prof. Hermann Degner verschenkt ein Bibliotheksbuch aus der Preußischen Landesaufnahme (2)

Hermann DegnerIm Beitrag Prof. Degner verschenkt ein Bibliotheksbuch aus der Preuß. Landesaufnahme (1) enden die biografischen Notizen zu Hermann Degner mit dessen Promotion 1911. Zum weiteren, insbesondere militärischen Lebensweg gibt Feuerwerker-Oberleutnant a.D. Erich Schoen in seiner 1936 erschienenen Dokumentation zur Geschichte des Deutschen Feuerwerkswesens der Armee und Marine mit Einschluß des Zeugwesens Auskunft:

1886-1888 besuchte er die Oberfeuerwerkerschule in Berlin und wurde im März 1891 als Oberfeuerwerker zur Landesaufnahme kommandiert. Nach Ableistung der 3 vorgeschriebenen Übungen beim Fußartillerieregiment 5 und 1 wurde er 1896 zum Leutnant der Landwehr, 1908 zum Oberleutnant und 1913 zum Hauptmann befördert. Den Weltkrieg machte er in verschiedenen leitenden Stellungen, hauptsächlich als Führer der Vermessungsabteilung 9, mit.

Die Rangliste jener Vermessungsabteilung im Bayerischen Staatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914–1918, Band 20497 gibt dann weitere Details preis (Abb.). Zuletzt Trigonometer bei der Kgl. Landesaufnahme mit Wahrnehmung der Geschäfte eines Vermessungsdirigenten wurde Degner demnach nach der Mobilmachung Feldtrigonometer und als solcher ab 28. Dezember 1914 Führer der Festungs-Vermessungs-Abteilung 9, mit der er sich als Teil der 1. Königlich Bayerischen Division bis 3. August 1915 in den besetzten Gebieten von Belgien befand und dann vom 4. August bis 13. Oktober 1905 zunächst an Stellungskämpfen bei Saint-Quentin sowie ab 14. Oktober 1915 bis Ende März 1915 in Flandern und Artois beteiligt war. Am 1. April 1916 wurde Degner dann zur Vermessungs-Abteilung 19 beim Oberkommando der 3. Armee versetzt, die unter Leitung von Prof. Max Eckert-Greifendorff stand.

Unerwarteterweise wird aus der Rangliste schließlich auch noch der Hintergrund dafür deutlich, warum Hermann Degner nach dem Kriege seine Publikation Egbert Harbert überließ. Denn in der bayerischen Festungs-Vermessungs-Abteilung 9 kreuzten sich die Wege der beiden Feldtrigonometer. Während aus dem Beitrag Karl Gerkes zum Egbert-Harbert-Gedenkkolloquium bislang nur vage bekannt war, dass der spätere DVW-Vorsitzende während des 1. Weltkrieges (1915 – 1918)  … als Feldartillerist, als Feldtrigonometer, als Führer einer Raumbildgruppe – Stereophotogrammeter – und auch als höherer Vermessungsbeamter bei Kriegsvermessungsabteilungen im Einsatz war, besagt sein Ranglisteneintrag (Abb.) dass er als Landsturm-Angehöriger seit 11. Januar 1915 Feldtrigonometer bei der Festungs-Vermessungs-Abteilung 9 war und vom 24. November 1915 die Kartenstelle der 111. Infanterie-Division in dem Städtchen Croisilles südöstlich von Arras führte. Am 1. Februar 1916 wurde er dann bei der Festungs-Vermessungs-Abteilung 9 als Beamter entlassen.

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Vermessung der Freien und Hansestadt Hamburg

Die vierbändige Vermessung der Freien und Hansestadt Hamburg des DVW-Ehrenmitglieds Heinrich August Ludwig Stück von 1885 bis 1888 ist mit wenigen Exemplaren vor allem vor Ort in Hamburger Bibliotheken erhalten und zudem bei der TIB Hannover digital verfügbar.

Die Bände in der ehemaligen DVW-Bibliothek zeichnen sich durch ihre besondere Provenienz aus. Die Besitzvermerke S. H. Gurlitt verweisen auf den Obervermessungsrat und Leiter des Hamburger staatlichen Vermessungswesens Siegfried Hermann Gurlitt, geb. 1. März 1871 in Hamburg, vgl. die Angaben beim Staatsarchiv Hamburg. Ausführlich erwähnt wird Gurlitt im Sonderheft des Hamburger Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung (LGV) von 2010 zur Geschichte der Hamburger Triangulation. Auf S. 36 dieser Publikation findet sich Gurlitt auch unter den Beschäftigten des Hamburger Vermessungsbureaus im Jahr 1900 als Nr. 16 (2. Reihe, 4. v.r.) abgebildet.

Dass die Bücher aus seinem Besitz in die DVW-Bibliothek gelangten, dürfte damit zusammenhängen, dass Gurlitt bis 1932 Vorsitzender des Landesvereins Hamburg des DVW und als solcher zugleich Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses des DVW war (ZfV 1932, S. 143 u. 543). Nunmehr gehen die Bücher in den Bestand der Bibliothek des Förderkreises vermessungstechnisches Museum e.V. in Dortmund über. In der DVW-Bibliothek vorhandene Dubletten der Bände 1 bis 3 wurden der Bibliothek des Vereins für Hamburgische Geschichte übergeben.

Supralibros des Deutschen Geometer-Vereins

 Siegelmarke/Supralibros des Deutschen Geometer-VereinsEine Besonderheit im frühen Bestand der ehemaligen DVW-Bibliothek stellen Bucheinbände mit auf dem Vorderdeckel als Supralibros augeklebter Siegelmarke des Deutschen Geometer-Vereins dar. Eines dieser so verzierten Bücher zeugt unmittelbar von den Anfängen der Bibliothek. Es handelt sich um das fünfte Heft der Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Carlsruhe von 1871. Auf dem Vorsatz des Buchs ist zu lesen: Bibliothek des Deutschen Geometervereins / Tausch gegen 1 Exempl. der Zeitschr. für Vermessungsw. 1872. Und mit Bleistift darunter die Alt-Signatur: M. No: 5.

Blättert man weiter in diesem Buch, erfährt man auf Seite XIV, dass Professor Wilhelm Jordan Mitglied des Karlsruher Naturwissenschaftlichen Vereins war. Daher und weil er 1873 gerade die Herausgabe der Zeitschrift für Vermessungswesen von Carl Spielberger übernommen hatte, ist Jordan als Initiator dieses Schriftentauschs anzunehmen. Das genannte Tauschobjekt war im Übrigen der erste Jahrgang der ZfV, die ab 1872 erschien. Der Karlsruher Verein bezog das Organ des Deutschen Geometer-Vereins vom 1. Jahrgang an, wie in Heft 7 seiner Verhandlungen von 1876 nachzulesen ist.