Nachrichten, Berichte und Protokolle des Casseler Geometervereins

Wo wir schon einmal in Kassel sind (s. vorigen Beitrag zu Otto Börsch), gebietet es die Höflichkeit, noch kurz beim altehrwürdigen Casseler Geometer-Verein vorbeizuschauen. Gegründet wurde jener Zweigverein des Deutschen Geometervereins am 10. Februar 1878 (ZfV 1879, S. 302), war allerdings drei Jahrzehnte später schon wieder Geschichte. Wie dem Bericht über die 32. Hauptversammlung zu Cassel am 23. Januar 1909 (ZfV 1909, S. 255 f.) zu entnehmen, wurde damals die Auflösung des Vereins beschlossen. Als Grund wurde „die stets noch zunehmende Interessenlosigkeit“ am Casseler Landmesser-Verein benannt, deren Ursache vornehmlich „in der Bildung der einzelnen Fachvereine zu suchen sei“. Das war drei Jahrzehnte vorher noch ganz anders. Der Berichterstatter Th. Müller schwärmte in der ZfV 1879, S. 303-312 geradezu enthusiastisch, welch rühriges Vereinsleben der neu gegründete Verein entfaltete.

An Druckschriften, die Einblicke in die Vereinsaktivitäten erlauben, weist die Zeitschriftendatenbank (ZDB) ausschließlich und mit bedauerlichen Lücken die Nachrichten aus dem Casseler Geometerverein aus. Und das noch nicht einmal in Kassel! Die Universitäsbibliothek Marburg verwahrt davon unter der Signatur VIII C 116 ml die Hefte 2 und 3 von 1892 sowie 5.1894 – 7.1895. Von den gedruckten Berichten des Vereinsvorstands, wie sie Grundlage des o.g. ZfV-Berichts von 1879 waren, fehlt in den einschlägigen Bibliothekskatalogen jede Spur! Nur im Antiquariatshandel finden sich zwei versprengte Relikte in Form des Berichts über die Thätigkeit des Vereins in der Zeit vom Jahre 1880 bis 1881 erstattet in der 4. Hauptversammlung zu Cassel sowie des Protokollarischen Berichts über die IV. Hauptversammlung des Kasseler Geometer-Vereins am 26. Mai 1881. Der Preis von jeweils 60 € für nicht einmal je dreißig Seiten zeigt, um welche Raritäten es sich handelt.

Unikate sind es trotzdem nicht. Im Bestand der ehemaligen DVW-Bibliothek finden sich zunächst die ab Vereinsgründung jährlich erschienenen Bericht[e] über die Thätigkeit des Vereins in der Zeit vom Jahre … bis … erstattet in der … Hauptversammlung zu …, vorliegend für die Jahrgänge 1.1878 – 4.1881, 7.1884 – 8.1885 und 10.1887-13.1890. In einer separaten Serie wurde parallel jeweils das Protocoll über die … Hauptversammlung des Casseler Geometer-Vereins am … veröffentlicht, überliefert in den Jahrgängen 1.1878 – 4.1881 und 6.1885 – 13.1890.

Mit dem XI. Tätigkeitsbericht entwickelten sich Jahresbericht und Protokoll dann langsam aber sicher in Richtung eines Mitteilungsblatts. Dem resümierenden Rückblick auf zehn Jahre Vereinsleben (mit der Klage über die mehr und mehr zurückgehende Bereitschaft, Vorträge auf den Mitgliederversammlungen zu halten), waren das Protokoll über die Hauptversammlung am 14. Juli 1888 an, ferner das „Mitglieder-Verzeichnis pro 1888“ und schließlich noch ein kurzes „Verzeichniss der vom Casseler Geometervereins im Vereinsjahre 1887/88 neu angeschafften Bücher“ als Anlagen beigefügt. Bericht und Protokoll der 14. Hauptversammlung am 9. August 1891 erschienen dann 1892 erstmals als „Nachrichten aus dem Casseler Geometerverein“, ergänzt um den Abdruck einer Rede von Friedrich Wilhelm Dünkelberg im preußischen Abgeordnetenhaus. Hauptinhalte dieses mindestens bis zu Heft 8 1896/97 publizierten Nachrichtenblatts bildeten auch weiterhin die traditionellen Jahresberichte und Protokolle, gelegentlich bereichert um die Veröffentlichung von auf den Vereinsversammlungen gehaltenen Vorträgen, etwa zum kurhessischen Wasserrecht in Heft 2.

Bevor das Nachrichtenblatt etabliert wurde, erschienen einzelne Vortäge als separate Veröffentlichungen des Casseler Geometervereins. Darunter die drei im folgenden abgebildeten Publikationen: Wegnetzlegung verbunden mit wirthschaftlicher Eintheilung in Gebirgs-Waldungen : Vortrag gehalten im Casseler Geometer-Verein am 23. Februar 1878 vom (leider noch vornamenlosen) Feldmesser Bunge, Darstellung einiger Momente, welche im ersten Wirthschaftsjahr nach stattgehabter Verkoppelung zu berücksichtigen sind von Arnold Hüser oder Einschneiden mit graphischer Darstellung der Visierstrahlan nach Bertot von Dr. Paul Wiecke. All diese Kleinschriften sind außer in der ehemaligen DVW-Bibliothek bislang nirgends nachgewiesen und gehen nun mitsamt den übrigen Schriften des Casseler Geometervereins an die Universitätsbibliothek Kassel, Abt. Landesbibliothek. Dubletten von Heft 1 und 4 der Nachrichten erhält die Universitäsbibliothek Marburg zur Vervollständigung ihres Bestands.

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