Ex libris Alfred Mellin, Oberleutnant a.D., Landmesser und Kulturingenieur, Entomologe

Zwei kulturtechnische Bücher aus dem bislang gesichteten Bestand der ehemaligen DVW-Bibliothek zeichnen sich durch ein auffallendes Bucheignerzeichen aus (Abb.). Das Bibliotheksexemplar von Louis Vincents rationellem Wiesenbau in einer Ausgabe von 1857 sowie … weisen mit dem im Innendeckel angebrachten künstlerischen Exlibris den Hirschberger Landmesser und Kulturingenieur Alfred Mellin als Vorbesitzer aus.

Dass sich jener Alfred Mellin neben seinem Beruf noch als eifriger Insektenfreund betätigte und 1905 dem Verein für schlesische Insektenkunde https://books.google.de/books?id=2e0WAAAAYAAJ&pg=PA57 beitrat, ist es zu verdanken, dass wir über das Leben des Bücherfreunds informiert sind. Zunächst erscheint er in den Mitgliederverzeichnissen: als „Mellin, Oberleutnant a . D. , vereid. Landmesser und Kultur- Ingenieur in Hirschberg i . Schles . , Bergstr . 3. Lep . Orth“. Die Abkürzungen stehen dabei für die entomologischen Spezialgebiete der Lepidopterologie (Schmetterlingskunde) sowie Orthopterologie (Heuschreckenkunde). Wesentliche Quelle für die Kenntnis seiner Biografie ist allerdings folgender Nachruf im Jahresheft des Vereins für Schlesische Insektenkunde zu Breslau von 1920 (S. ):

   Am 25. April 1920 verschied zu Hirschberg i/Schl. der Oberleutnant a. D. Alfred Mellin. Ein Nervenleiden, das er sich durch einen Absturz von einer Leiter zugezogen, war die Veranlassung seines frühzeitigen Todes.
   Geboren am 1. Juni 1859 zu Posen, verließ er in Berlin, nach welchem Orte sein Vater als Regierungs- und Baurat und Mitglied der Kgl. Direktion der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn berufen war, das Kgl. Wilhelms-Gymnasium 1879 mit der Reife für Prima. Er wandte sich der Offiziers-Laufbahn zu, wurde 1881 Sekondeleutnant und 1890 Premierleutnant. Infolge eines Gehörleidens nahm er 1891 seinen Abschied und erwählte als neuen Beruf die Landmesserlaufbahn. Oktober 1892 ließ er sich an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin immatrikulieren und besuchte die geodätischen und kulturtechnischen Vorlesungen. Im Herbste 1896 machte er die umfassende Prüfung in Kulturtechnik. Das Landmesserexamen bestand er im April 1899 und war von diesem Zeitpunkt ab in Hirschberg tätig, wo er ein eigenes Grundstück erworben hatte. Nach angestrengter Berufstätigkeit fand er im stillen und glücklichen Heim, das ihm seine überaus fürsorgliche Gattin bereitete, Erholung, wobei er sich dem Studium der Natur, namentlich der Entomologie, widmete. Ein Nervenleiden veranlaßte ihn, seine Berufstätigkeit ganz einzustellen und sich von der Allgemeinheit zurückzuziehen. Inmitten seiner umfangreichen Bücherei fand er Zerstreuung, bis er am 25. April 1920 im Alter von 60 Jahren sanft verschied. Am 15. Februar 1905 war er Mitbegründer der Entomologischen Vereinigung für das Riesengebirge, an deren Aufblühen und Förderung er als Kassenführer regen Anteil nahm. In den Versammlungen, die er ständig besuchte, erwarb er sich, infolge seines hochedlen Charakters, die Liebe aller Vereinsgenossen. Wer ihn gekannt, weiß, was er in ihm verloren hat. In dem Jahre 1905 trat er in den Verein für schlesische Insektenkunde ein, dem er als Mitglied bis zu seinem Tode angehörte.
   Die Lücke, die der Tod mit dem Hinscheiden dieses edlen Mannes in den Kreis der Entomologen des Riesengebirges gerissen hat, ist sehr schmerzlich, und ich werde als treuer Freund der Stunden oft und gern gedenken, die mir vergönnt waren, mit ihm vereint in den heimatlichen Bergen verleben zu dürfen.
H. Marschner

Was die im Nachruf anklingenden Familienverhältnisse betrifft, so handelte es sich bei dem als Direktoriumsmitglied der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn genannten Vater um den Regierungs- und Baurat Rudolph Albert Franz Mellin (1825–1895). Dessen Vater wiederum, also der Großvater unseres Alfred Mellin, war der Generalbaudirektor Friedrich Albert Immanuel Mellin ( ), der seine steile Karriere als preußischer Baubeamter einst als Feldmesser begonnen hatte. Alfred Mellins Berufswahl nach dem Abschied aus dem Militär kam also nicht von ungefähr.

Bezüglich des Zeitpunkts der Landmesseprüfung, die Mellin dazu befähigte, als selbständiger vereideter Landmesser tätig zu werden, dürfte sich sein Vereinsfreund Hugo Marschner allerdings um ein Jahr vertan haben. Denn die Zeitschrift für Vermessungswesen, in der regelmäßige die erfolgreich bestandenen Prüfungen bekannt gemacht wurden, weist Mellin, Alfred, Posen erst zur Landmesseprüfung im Frühjahr 1900 aus https://books.google.de/books?id=OoxNAAAAYAAJ&pg=PA339. Erst dann dürfte er sich in Hirschberg niedergelassen haben. Das Adressbuch von 1909 weist ihn aus:

Auch dem Geometee

Riesengebirgsvereins h

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